Achtsamkeit für Familien in Coronazeiten – keine Kürzung von Freiwilligkeitsleistungen im kommunalen Haushalt 2021!

Veröffentlicht am 29.09.2020 in Gemeinderatsfraktion

Wir leben derzeit in Corona-bedingt besonders herausfordernden Zeiten, die uns wohl auch noch länger beschäftigen werden.

Insbesondere die oft ohnehin benachteiligten Kinder, Jugendlichen und Familien leiden  unter der  Pandemie.  Sie haben Ängste  bezüglich Corona und viele damit verbundene Unsicherheiten. Eltern und Kinder  reagieren in diesen schwierigen Zeiten  unterschiedlich, nachweislich steigen jedoch Gewaltdelikte im häuslichen Bereich, sowohl aufsuchende Hilfen aber auch offene Hilfen wirken nur stark eingeschränkt.

Bei  den Schulsozialarbeiter*innen berichten die Kinder und Jugendlichen von den Gewaltdelikten, offizielle Statistiken nennen konkrete Zahlen. Die Dunkelziffer ist vermutlich hoch.

Fakt ist, dass gerade die Kinder und Jugendlichen aus Familien mit vermehrten Belastungen wie finanziellen Nöten, Bildungsferne, Migration oder gesundheitlichen Einschränkungen etc., die schon vor Corona schlechtere Zugänge zu Bildung und Teilhabe hatten, durch Corona weiter abgehängt wurden.

Die Schulschließungen verstärkten die Misere, die Schüler*innen, deren Eltern kein Homeschooling leisten konnten, blieben ohne Lern-Förderung, – nicht alle Lehrerkräfte konnten digitalen Unterricht anbieten.

Gleichzeitig vergaß die Politik bei der Wiedereröffnung der Angebote bis zum Schluss, Offene Treffs für Kinder, Jugendliche und Familien analog zu den anderen Einrichtungen auch wieder zugänglich zu machen und entzog damit die so wichtigen Beratungs- und Begegnungsmöglichkeiten.

In Offenen und einfach zugänglichen Treffs und Anlaufstellen gelingt es, all diejenigen zu erreichen, die trotz unseres guten Sozialsystems immer noch durch alle Maschen der Hilfesysteme fallen.

Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien erhalten häufig ausschließlich Unterstützung durch die Mitarbeitenden der Offenen Angebote. Diese Fachkräfte sorgen für Stabilisierung, unterstützen die Kinder und Jugendlichen in Alltagsbelangen und in Bezug auf ihre Bildungslaufbahn und sind erwachsene Vorbilder dafür, wie eigenständiges Leben gelingen kann.

Die kommunalen Haushalte werden durch den Rückgang der Steuereinnahmen 2020 und 2021 weniger Mittel zur Verfügung haben. Daher befürchten wir Sparmaßnahmen in Sozialbereichen, vor allen Dingen auch bei den Freiwilligkeitsleistungen.

Wir möchten eindringlich davor warnen, den Rotstift bei Angeboten wie „Offenen Treffs“,  der Schulsozialarbeit und sonstiger Angebote der Kinder- und Jugendhilfe anzusetzen. Diese Angebote tragen maßgeblich dazu bei, dass Kinder, Jugendliche und Familien in schwierigen Lebenslagen aufgefangen und die Weichen für gelingendes Leben trotz der widrigen Umstände gut gestellt werden können.

Perspektivisch ist es nicht nur in sozialer Hinsicht notwendig, Kinder und Jugendliche in schlechteren Lebensbedingungen konsequent an  Bildung und Teilhabe partizipieren zu lassen, sondern auch aus wirtschaftlicher Perspektive. Jedes Kind, das nie einen Ausbildungsabschluss haben wird, fehlt später in der Arbeitswelt und  benötigt im schlimmsten Fall Gelder aus den sozialen Kassen, anstatt in diese einzuzahlen.

Daher ersuchen wir Sie eindringlich, bei den kommenden Haushaltsberatungen auf jegliche Kürzungen und Sparmaßnahmen im Kinder- und Jugendbereich zu verzichten. Kinder und Jugendliche dürfen nicht Opfer der Krise sein, sondern müssen sogar gestärkt daraus hervor gehen können.

 

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